Im Theater herrscht Krieg!
Abiturvorbereitung im Fach Deutsch durch die Inszenierung „Unter der Drachenwand“
Von der Klasse BGY193
„Im Himmel, ganz oben, kann ich einige ziehende Wolken erkennen. Ich habe überlebt. Und ich sehe doppelt. Der Krieg hat mich zur Seite geschleudert. Mir tun alle Knochen weh. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, überlebt zu haben. Was kann es Besseres geben, als am Leben zu bleiben.“
Dies waren die ersten Worte Veit Kolbes (Jonas Kling) nach dem stürmischen Auftakt des Theaterstücks „Unter der Drachenwand“. Doch Veit ist nicht der Einzige, der vom Krieg aussortiert wurde und um genau diese Menschen geht es sowohl in Arno Geigers Roman als auch in der Theaterfassung.
Diese wurde am Donnerstag, den 7.10.2021 von 19.30 bis 21.45 Uhr im Scharoun Theater Wolfsburg, inszeniert von Beka Savić, vom Theater für Niedersachsen aus Hildesheim aufgeführt.
Das Theaterstück thematisiert die Geschehnisse der letzten zwei Kriegsjahre der NS-Zeit, welche in Arno Geigers Roman durch Erzählungen und Briefe verschiedener Personen dargestellt werden.
Der Protagonist ist der junge Soldat Veit Kolbe (Jonas Kling), welcher aufgrund einer Kriegsverletzung einen Genesungsurlaub bei seinem Onkel (Gotthard Hauschild) am Mondsee verbringt. Dort trifft er auf verschiedenste Personen, wie die selbstsichere Darmstädterin Margot (Nina Carolin), die strenge Quartiersfrau, den rebellischen Brasilianer (Moritz Nikolaus Koch) und das aufgeweckte Schulmädchen Nanni (Marisa Wojtkowiak). Eine weitere wichtige Rolle spielt der Jude Oskar Meyer, welcher sich auf der Flucht vor den Nationalsozialisten in Budapest befindet.
Das Bühnenbild mit der dunklen Drachenwand im Hintergrund und Margots sowie Veits Zimmer wirkte auf den ersten Blick eher düster. Der einzige Lichtblick war das weiße, mit Lichterketten beleuchtete Gewächshaus Robert Raimund Perttes‘, „Der Brasilianer“. Dies war sehr stimmig, da der Brasilianer oftmals Hoffnung und Widerstand symbolisierte.
Nanni befand sich größtenteils auf einer höheren Ebene auf der Drachenwand, wo sie verschiedene Briefe vorlas, wodurch sie sich stark vom Geschehen auf der zentralen Bühne abhob und losgelöster wirkte.
Margot und Veit hingegen befanden sich im unteren Teil, wo die Liebesgeschichte ihren Lauf nahm. Diese wurde allerdings zu emotions- und übergangslos dargestellt, da viele prägende Details des Romans ausgelassen wurden, wie das gemeinsame Abendessen und Margots charakteristischer Gruß.
Auch die Tonkulisse war sehr gelungen, da spezifische Soundeffekte für bestimmte Momente oder Zustände des Protagonisten verwendet wurden, beispielsweise der alarmierende Ton bei Veits Panikattacken oder die beruhigenden Gitarrenstücke des Brasilianers. Außerdem wurde das Stück mit dem selben grollenden Gewittergeräusch begonnen und beendet, welches mit dem tosenden Kriegsgeschehen assoziiert werden konnte.
Ein wenig überraschend war die eher unausgeprägte Rolle Oskar Meyers, die im Roman deutlich mehr Beachtung fand. Die Einblendung seiner Geschichte durch Radiobeiträge war ein guter Ansatz, da dies seine räumliche Ferne vom Geschehen am Mondsee verdeutlichte. Allerdings hätte seine Position als Opfer mit der Einblendung von historischen Zeitdokumen-ten untermauert werden können.
Insgesamt lässt sich das Theaterstück jedoch sehr positiv bewerten, da größtenteils alle wichtigen inhaltlichen Aspekte des Romans eingebracht wurden und es daher als gute Vorbereitung auf unsere diesjährigen Abiturklausuren diente.