Ein gelungenes Unterrichtsergebnis zum Thema „Erörterung“

Von Luisa Lindzinski aus der FOG12-22

„Polen tritt mit sofortiger Wirkung aus der EU aus.“ – „Donald Trump ist Veganer.“

Das stimmt natürlich beides nicht, doch solche und unzählige andere Fake News kursieren täglich durchs World Wide Web. Dennoch ist das Internet die Informationsquelle Nummer Eins, sobald man etwas nachschlagen oder sich belesen will. Ist das Internet also eine gute oder sogar bessere Informationsquelle, oder birgt es auch Gefahren?

Nun ist natürlich das erste Gegenargument zur Nutzung des Internets als Informationsquelle das häufige Vorkommen von Fake News. Anders als in herkömmlichen Informationsquellen wie Rundfunk und Fernsehen, hat das Internet kein Prüfinstanzen, die den Inhalt auf Richtigkeit prüfen. Theoretisch kann jeder einzelne Mensch mit Zugang zum Internet etwas veröffentlichen, unabhängig davon, ob es der Wahrheit entspricht. Menschen, die sich daraufhin zu diesem Thema informieren möchten, sehen im schlimmsten Fall diese Fake News und nehmen diese als Wahrheit an. So verbreiten sich die Fake Nachrichten oder Informationen rasant. Ein Beispiel hierfür sind die Vorwürfe gegen Anna-Lena Baerbock aus dem vergangenen Jahr. Im Internet wurde aus einigen Quellen fälschlich berichtet, Baerbock wolle als Kanzlerkandidatin die Witwenrente abschaffen. Diese Nachrichten wurden ohne weitere Prüfung veröffentlicht und waren für jeden abrufbar im Internet.

Ebenso gefährlich wie Fake News können Filterblasen sein. Das Phänomen Filterblase entsteht, da das Internet mit Algorithmen ausgestattet ist, welche unsere Suchverläufe analysieren und weitere Vorschläge und Suchergebnisse daran anpassen. So sind wir irgendwann in einer Blase unseres Suchverhaltens und unserer Meinung gefangen. Das ist insofern gefährlich, dass wir durch die Nutzung des Internets als Informationsquelle dann nicht mehr weitergebildet werden, sondern auf dem verharren, was wir bereits wissen und woraus sich unsere bisherige Meinung bildet. Es kommt zu einer Stagnation des Wissens. Einen eigenen Faktencheck vorzunehmen und im Internet aufgefundene Informationen auf ihre Richtigkeit zu überprüfen, kann sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Ebenso um aus oben genannten Filterblasen auszubrechen, bedarf es erst einmal des Bewusstseins über die Filterblase selbst, was ein Problem innerhalb der breiten Masse darstellen könnte, also auch wieder Zeit.

Im Grunde könnte man also meinen, das Internet erschwert uns den Zugang zu Informationen, anstatt sie leichter und schneller zugänglich zu gestalten. – Nein, das stimmt nicht ganz.

Man muss berücksichtigen, dass jegliche Recherche und Weiterbildung, sofern sie wirklich gewollt ist, Zeit in Anspruch nehmen kann. Mehr Zeit in etwas investieren zu müssen, macht es nicht sofort schlechter. Um sich eine richtige und faktisch und argumentativ belegte Meinung bilden zu können, ist es wichtig, sich tiefgehend zu informieren. Das wird vom Internet geboten, denn darin sind nicht nur viele verschiedene professionelle Meinungen enthalten, sondern auch persönliche Meinungen und Erfahrungen. Oft sind auch Studien zu gesuchten Themen zu finden. Je mehr Quellen und Ansichten eingesehen werden, desto besser kann sich ein eigenes Bild gemacht werden.

Außerdem ist es ein Fakt, dass das Internet eine viel größere Bandbreite an Informationen von ggf. vielen verschiedenen journalistischen Quellen bietet als beispielsweise Rundfunk und Fernsehen. Dort ist die Sendezeit begrenzt und die Nachrichten und Informationen werden auf den für den Journalisten wichtigsten Inhalt reduziert. Aufgrund steigender Beliebtheit des Internets zu Informationszwecken passt sich der Journalismus nun an und ohne die zeitliche Begrenzung können Inhalte von Berichterstattern, die ehemals eher im TV und Rundfunk tätig waren, viel detaillierter und umfangreicher veröffentlicht werden. Das Wissen, welches sich im Internet angeeignet wird, kann somit als wertvoller betrachtet werden als schnelles Wissen aus dem TV oder Radio.

Der ausschlaggebende Aspekt zur Befürwortung des Internets zu Informationszwecken ist meiner Meinung nach die Demokratisierung, die durch den regen Austausch im Netz stattfindet. Das Internet ist erstmals ein Ort, an dem jeder Mensch mit Internetzugang seine Meinung kundtun kann. Weitere Menschen können daraufhin eine Meinung zu dieser Meinung abgeben usw. So können Bürger Anteilnahme und öffentliches Mitspracherecht haben, sei es bei politischen Themen, sportlichen Ereignissen oder Unterhaltung wie beispielsweise die Lieblingsfernsehsendung.

Letztendlich bin ich also der Meinung, dass wir durch das Internet durchaus die Möglichkeit haben, besser informiert zu sein, und dass es eine Bereicherung für den „medialen Markt“ ist. Tatsächlich aber liegt der Bildungsbeitrag des Internets eher bei den einzelnen Nutzern selbst. Wenn man mit Bedacht recherchiert und Quellen vergleicht und prüft, so ist das Internet durchaus eine hervorragende Informationsquelle der modernen Medienlandschaft.

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Anmerkung von Fr. Bialas: Warum immer nur „Ereignisse“ in den Homepage-News der BBS II präsentieren und nicht einmal die tollen Unterrichtsergebnisse würdigen? Der Text von Luisa ist im Rahmen des Deutsch-Unterrichts entstanden und zeigt, dass wir Raum bieten für aktuelle Debatten, Auseinandersetzung mit Medien und Digitalisierung und dass unsere Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, ihre Meinung argumentativ zu vertreten.