Besuch von Frau Glosemeyer und Aktion gegen Rassismus / für Courage
Von Stephanie Hüging
Am Mittwoch, den 14.05.25 erhielt die BBS II erneut politischen Besuch. Anlässlich des Europatages kam Immacolata Glosemeyer an unsere Schule. Sie ist SPD-Landtagsabgeordnete und hat dort einen Sitz im Ausschuss für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung.
Nach der Begrüßung von Frau Glosemeyer durch den Teamchef der Politik-Lehrer Herrn Münker fand in unserer „nachhaltigen Schülerfirma 13 zunächst eine kleine Gesprächsrunde statt. Dort stellte sich die Politikerin Fragen von interessierten Schülern und Lehrern. Angesprochen wurden u.a. die aktuelle militärische Situation Deutschlands vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges oder die notwendige Brückensanierung zur Verbesserung der Infrastruktur. Weitere Aspekte waren die möglichen Strategien zum Umgang mit kriminellen Migranten und die Diskriminierung von anderen Menschen. Außerdem ging es um Förderung der Bildung und die Möglichkeit der dualen Ausbildung in bestimmten Berufen.
Im Anschluss fand im Hörsaal die offizielle Veranstaltung anlässlich des Europatages statt. Nach der Begrüßung durch Herrn Münker folgte ein Vortrag der Schülervertretung. Hierin wurde die Schule als Ort der Begegnung bezeichnet, an welchem man die Vielfalt der Menschen als Chance begreifen solle. Hieraus folgte der Appell zum toleranten Umgang miteinander, um sich in der Schulgemeinschaft wohlzufühlen und erfolgreich lernen zu können. Hieran anschließend begrüßte Frau Glosemeyer die Anwesenden und rief ebenfalls dazu auf, die Vielfalt als Nutzen zu sehen und Brücken zu bauen zwischen den Menschen.
Dann begrüßte Abteilungsleiter Herr Manemann das Plenum. Er erläuterte ein Problem mit rechtsradikalen und fremdenfeindlichen Stickern auf den Schultoiletten, auf welches die Schülerschaft aufmerksam gemacht hatte. Als Reaktion der Schule darauf fand eine Schülerbefragung gegen gesellschaftliche Spaltung und für ein respektvolles Miteinander statt.
Manche Sticker thematisierten nationalsozialistisches Gedankengut und demokratiefeindliche Inhalte. Um dies zu verdeutlichen erläuterte Manemann die dahinterliegenden Botschaften und zeigte einen Film zur Entstehung des Holocausts. Abschließend machte er auf den steigenden Antisemitismus in Deutschland aufmerksam.
Andere Sticker riefen zur sogenannten „Remigration“ auf, d.h. zur Rückkehr von Menschen mit Migrationshintergrund in ihre Herkunftsländer. Dies steht in Verbindung mit rassistischem Mobbing, mit welchem auch Kinder- und Jugendliche mit Migrationshintergrund konfrontiert werden. Manemann zeigte hierzu einen Film, in welchem der Suizid als Folge solchen Handelns angesprochen wurde. Darüber hinaus erklärte er, dass nicht nur junge Menschen von fremdenfeindlichen Übergriffen betroffen seien, sondern alle Menschen, die für andere Personen „anders“ aussehen können. Basis hierfür sind bestimmte Vorstellungen über den Zusammenhang von Herkunft und angeblich typischem Aussehen der Landesbewohner.
Als Letztes machte Manemann auf Alltagsrassismus aufmerksam und zeigte erneut einen Film. Hierin erklärten Menschen mit Migrationshintergrund, dass sie oft gefragt werden, woher sie kommen. Denn für viele sehen sie nicht aus wie Deutsche. Das ist ein Problem der fremdenfeindlichen Wahrnehmung und Resultat des Denkens in rassistischen Klischees. Stattdessen sollte man Menschen mit Migrationshintergrund offen kennenlernen und Stereotype vergessen.
Nach dieser thematischen Einführung folgte die Schülerumfrage durch die SV. Das Plenum sollte bei Ja aufstehen und bei Nein sitzenbleiben. Die Anwesenden wurden nach ihrem eigenen Migrationshintergrund und dem ihres Umfeldes gefragt, außerdem nach ihren Erfahrungen mit rassistischer Ausgrenzung. Dann positionierten sie sich zur Ansicht, ob Rassismus die Gesellschaft spaltet. In der letzten Frage ging es um die Bereitschaft gegen Rassismus vorzugehen oder nicht. Nach der Befragung wurden Ideen zum Umgang mit Rassismus durch den Austausch mit dem Plenum gesammelt. Zum Abschluss zeigte Herr Manemann ein Video zur Erinnerung an den Holocaust mit der vor kurzem verstorbenen Überlebenden Margot Friedländer. Sie rief zur Menschlichkeit und zur Wahrnehmung aller Menschen als gleichwertig unabhängig von Herkunft oder Religion auf. Das Plenum reagierte hierauf mit spontanem Applaus!
Als Nächstes trat Frau Glosemeyer erneut auf die Bühne und stand für Fragen aus dem Plenum zur Verfügung: Ist Europa verteidigungsfähig? Was macht Europa gegen Korruption? Sollte man den EU-Betritt als Vor- oder Nachteil sehen? Wie reagieren Sie auf die schlechten Wahlergebnisse der SPD? Wie sieht für Sie zeitgemäße sozial-demokratische Politik aus? Wie kann man Reformen finanzieren? Abschließend ging es um das Ansehen der Deutschen im Ausland sowie den Umgang mit Fremdenhass und Rassismus. Frau Glosemeyer verwies auf das hohe Ansehen der BRD und ihre „hervorragende“ Demokratie, jedoch müsse man wachsam bleiben, damit das so bleibe. Sie appellierte an ein gutes Miteinander. Dies gelinge jedoch nur mit einer funktionierenden Kommunikations- und Streitkultur. Hierzu muss jedoch jeder gesprächsbereit sein, auch bei gesellschaftskritischen Themen wie dem Umgang mit kriminellen Migranten. Beim folgenden Thema Bildung ging es um Brennpunktschulen mit hohem Migrationsanteil, an denen die Bildungsgerechtigkeit bedeutsam sei, damit deutsche Schüler nicht benachteiligt werden. Frau Glosemeyer drückte ihren Respekt für den Umgang der Lehrer mit Heterogenität aus und sprach sich für Regeln gegen Ausgrenzung in Schulen aus wie z.B. durch das Deutschsprechen auf dem Schulhof.
Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung zur politischen Bildung der Schüler und der BBS II als Schule gegen Rassismus und für Courage! Unser besonderer Dank gilt Frau Glosemeyer und ihrer Bereitschaft zum direkten Meinungsaustausch. Außerdem möchten wir uns bei den Organisatoren bedanken und bei allen Teilnehmenden für das hohe Interesse und die Gesprächsbereitschaft!