Die Preisverleihung zum Wettbewerb MSGG

Von Sven Hess

Es war ein spannender und bewegender Abend für die Schüler des Beruflichen Gymnasiums Technik unserer Schule: Zum allerersten Mal hat eine Klasse des neuen Schwerpunktes „Ingenieurwissenschaften“ an einen Wettbewerb über Nachhaltigkeitsentwicklung an Schulen in Niedersachsen teilgenommen.

Der Wettbewerb „My School Goes Green“ der Carl und Marisa Hahn-Stiftung lobt jedes Jahr Preise für nachhaltige, innovative und multiplikationsfähige „grüne“ Team-Projekte an Schulen in Wolfsburg aus – mit einem Preisvolumen von insgesamt 400.000 Euro. Und auch die BBS II Wolfsburg war wieder aufgefordert, daran teilzunehmen.

Vor etwa vier Monaten machte ich, als Fachlehrkraft für Ingenieurwissenschaften, die Klasse BGY23 mit dem Wettbewerb bekannt und die Klasse sagte sofort: Da machen wir mit! Schnell entschlossen wir uns dazu, unsere gemeinschaftliche Idee – und es war damals nur eine Idee – einer Wandwindkraftanlage am C-Gebäude zu entwickeln, Prototypen umzusetzen und einen Projektantrag einzureichen.
Doch wir hatten nur noch sechs Wochen Zeit …

Sofort begann die Arbeit: Im Unterricht befassten wir uns mit Windströmungen, Thermik, Rotorformen und Ertragsrechnungen. Wir klebten Fäden zur Windstärkemessung an verschiedene Gebäude, machten Thermographieaufnahmen zur Aufwinderfassung und erprobten verschiedene Rotorformen in Hinblick auf ihren Wirkungsgrad.

Die erste machbare Umsetzung erarbeiteten wir im Technik-Unterricht: Savonius-Rotoren auf Gleichstromgeneratoren sind hier die optimale Lösung!

Zur Vorbereitung des Wettbewerbs hatte sich Herr Tenneberg von MSGG kurzfristig angeboten, uns ein wenig zu „coachen“, was wir gerne annahmen. „Denkt groß!“ – war sein Impuls. So skalierten wir die technische Umsetzung auf die ganze Südfassade am Hörsaal des C-Gebäudes, animierten die Ausführung und reichten den animierten Entwurf ein. Schön, sah das schon aus – ob das Ganze wirklich funktionieren würde, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Berechnungen klangen zwar gut, aber grau ist alle Theorie.

Erst zwei Tage vor der Preisverleihung hatten wir im Projektunterricht einen ersten funktionsfähigen Prototyp hergestellt – mittels 3-D-Drucks, Alu-Profilen und Standard-Generators. Bis spät in die Nacht entwickelten wir noch zusätzlich ein mikrocontrollerbasiertes System zur Messdatenerfassung – doch auch dies gelang.

Dann war es so weit: Der Tag der Preisverleihung. Auf dem Weg zum Stadion ging ich mit unserem Prototypen über die Allerbrücke. Nach zwei Tagen Flaute – wir hatten unser Modell nie ausprobiert – kam jetzt endlich Wind, der Prototyp begann sich zu drehen und produzierte tatsächlich elektrische Energie – und zwar mehr als erwartet. Ich hatte Tränen in den Augen – unser „Baby“ funktioniert.
Mehr als glücklich und beschwingt nahm ich die letzten Meter zum Stadion.

Es war schon ein großer Bahnhof, der da im Stadion des VFL-Wolfsburgs „aufgefahren“ wurde. Die Halle 9 war würdevoll hergerichtet, die Verantwortlichen begrüßten uns herzlich und „Wölfi“ war zu PR-Fotos jederzeit zur Stelle.

Nervös wurden wir, als es in den großen Saal ging. So viele Menschen. So viele bekannte Wolfsburger VIPs. Die Klasse nahm freiwillig die letzte Reihe ein …

Nach herzlichen Worten von Pia Hahn und Peter Maffay, der per Video dazu geschaltet war, bekam unser Oberbürgermeister Denis Weilmann das Wort und bedankte sich bei den Schülerinnen und Schülern für ihr Engagement.

Im Anschluss begann die Preisverleihung durch Pia Hahn persönlich.
Es ging in Kategorien voran. Erst eins, dann zwei, dann drei. Wir warteten gespannt. Welchen Preis in welcher Kategorie sollten wir bekommen? Oder doch keinen? Aber warum wären wir denn dann hier? Die Preise rauschten durch … Kategorie 1 … wir waren nicht dabei. Kategorie 2 „Nachhaltige Bildung“ … Platz 3 … nichts. Dann endlich auf Platz 2 die BBS II mit „going green“ – aber nicht unser Projekt. Die Zeit rann uns durch die Hände. „Und nun zur Kategorie 3 – Energie“ – verkündete Pia Hahn zu fortgeschrittener Stunde. Platz 3: Wieder nicht wir. Platz 2: BBS II Wolfsburg, aber nochmal nicht wir. Verdammt, sollte es doch nicht gereicht haben? Es bleibt nur noch ein Platz übrig …

Und dann klang es aus den Lautsprechern: „Der Sieger in der Kategorie 3 ist die … BBS II Wolfsburg mit ihrem Projekt „Savonius-Wandwindkraftanlage“. Sprachlos saßen die Klasse und ich in der letzten Reihe. Echt jetzt? Wir? Ok. Na, dann ab aufs Treppchen.

Die Laudatio von Frau Hahn war für uns ein großartiges Erlebnis und unser Max konnte alle Fragen ihrerseits fachlich souverän beantworten. Frau Hahn versprach am Ende ihrer Rede sogar, nach Fertigstellung des Projektes unser „Kunstwerk“ der Ingenieurwissenschaften bei uns zu besuchen. Wir freuen uns darauf!

Im Nachgang zur Preisverleihung wurde das Projektteam mit einigen Interviewanfragen – auch vom Fernsehen – „überrumpelt“, die unser Max wieder sehr kompetent beantworten konnte. Danke, lieber Max!

Die vielen Fragen und Lobesworte nach der Preisverleihung, die von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Schulen und aus dem Hause von Volkswagen an uns gerichtet wurde, zeigen mir, dass wir an der BBS II auf dem richtigen Weg sind.

Mich als Fachlehrer macht dieser Preisgewinn sehr glücklich und erfüllt mich mit Stolz – so soll Schule sein. Motivierend, fördernd, fordernd und belohnend.

Unser herzlicher Dank gilt an dieser Stelle Pia Hahn für ihr Engagement und die Tatkraft, auch in schwierigen Zeiten an die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu denken und diese zu fördern. Ebenso gilt unser Dank Frank Tenneberg, der uns auf unserem Weg begleitete und uns den Impuls gab, Mut zu fassen und einfach einmal etwas „größer“ zu denken.