Gemeinsames Schmieden von Damast-Messern

Von Stephanie Hüging

An Berufsbildenden Schulen – wie der BBS II Wolfsburg – existieren verschiedene Lehrerteams unterschiedlicher Fachrichtungen bzw. Schulformen. Hier arbeiten die Lehrerinnen und Lehrer meist teamintern und haben wenig Berührungspunkte mit den Kolleginnen und Kollegen anderer Bildungsbereiche.

Um dies zu ändern, hat die Schulleitung der BBS II beschlossen ausgewählte Lehrkräfte unterschiedlicher Bildungsangebote zu Fortbildungen der Teambildung einzuladen. Hierdurch sollen sich die Kolleginnen und Kollegen näher kennenlernen und ihre kooperative Lehrarbeit über die Grenzen ihrer eigenen Bildungsteams hinaus gefördert und intensiviert werden. Dies wiederum dient der Unterstützung des fach- und fachrichtungsübergreifenden Unterrichts der Schülerinnen und Schüler an unserem Berufsbildungszentrum.

Ein besonders Beispiel für eine solche Teambildungsmaßnahme ist die Teilnahme an einem mehrtägigen Intensivkurs zum Schmieden eines Messers. Dies bietet der Moorschmied in Uchte/Darlehen an. In diesem Kurs können auch Anfänger ohne Vorkenntnisse im Bereich Metallbau unter Anleitung eines erfahrenen Messerschmiedes lernen, wie man ein eigenes Messer aus Damaszener-Stahl (kurz Damast-Stahl) herstellt.

Damast-Stahl ist ein Werkstoff, der aus mehreren Lagen von Stahlsorten besteht. Diese werden miteinander feuerverschweißt, wodurch auch von Schweißverbundstahl gesprochen wird. Diese Stahlherstellungsart hat eine lange Geschichte in Europa. Werkzeuge und Produkte aus Damast-Stahl genießen heute neben ihrer Qualität besonders wegen ihres dekorativen Musters eine hohe Beleibtheit.

Die Herstellung derartig wertiger Messer ist komplex, wodurch sich der hohe Preis der so entstandenen Produkte erklärt. Um Schülern im Bereich Hauswirtschaft diese Zusammenhänge zwischen Preis und Leistung erklären zu können, benötigen die hier unterrichtenden Lehrer Einblicke in die Herstellungspraxis. Denn nur so können sie den Lernenden klar machen, dass gutes Werkzeug seinen Preis hat. Außerdem müssen sie die sorgfältige Behandlung und den fachgerechten Umgang von Arbeitsgeräten erlernen, d.h. dass man Messer in der Küche nicht zum Öffnen von Dosen nutzen sollte!

Die hierfür benötigte Lehrer-Fortbildung im Warmumformen/Schmieden fand an Tag 1 in der alten Moorschmiede statt. Neben dem Entwerfen eines individuellen Entwurfs für das eigene Messer wurde der Rohling der Messerklinge hergestellt. Als Ausgangsmaterial für das Damast-Messer dienten zwei unterschiedliche Werkzeugstähle, dessen Oberfläche zunächst abgeschliffen wurde. Anschließend wurden die beiden Stähle in kleine Stücke geschnitten und zu einem Damast-Paket zusammengeschweißt. Dieses Stahl-Paket wurde dann im Feuer geschmiedet und mit Hilfe eines Schmiedehammers zusammengedrückt. Nach dem anschließenden Bearbeiten der Oberfläche mit der Flex wurde der Stahl erneut zerschnitten, übereinandergelegt und geschmiedet. Hierdurch wurden die Stahlschichten mehrfach gefaltet, wodurch Stabilität und Muster der Messerklinge entstehen. Abschließend wurde das gewünschte Muster der Klinge geprägt und der Stahl-Rohling von Hand am Schmiedeambos nach dem Entwurf des Messers in Form gebracht. Hiermit endete die Schmiedearbeit!

An Tag 2 und 3 wurde in der Werkstatt weitergearbeitet, bis alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses ein fertiges Damast-Messer in den Händen hielten. Die Messer-Tätigkeit begann an Tag 2 mit dem Planschleifen des Klingen-Rohlings an der Topfschleifmaschine. Dann wurde die Oberfläche der Klinge an der Maschine und per Hand geschliffen. Abschließend folgte das Aushärten der Klinge. An Tag 3 wurde die Klinge geätzt, um das einzigartige Muster des Damasts sichtbar zu machen. Außerdem wurde der Messergriff aus Holz hergestellt und an dem Messer befestigt. Abschließend erfolgte das Schärfen der Klinge, so dass am Ende ein gebrauchsfertiges, rasiermesserscharfes Unikat entstand.

Für die Unterbringung während der Fortbildung stand das in der Nähe gelegene Landhotel Baumanns Hof in Kirchdorf zur Verfügung. Hier kann man auch Minigolf spielen.

Der letzte Workshop zur Teambildung im Messerschmieden fand kurz vor den Osterferien statt. Teilgenommen haben Lehrkräfte der Fachtheorie und Fachpraxis verschiedener beruflicher Fachrichtungen und mit unterschiedlichen allgemeinbildenden Fächern: Jeannette Huta und Andrea Lessat (Fachpraxis Hauswirtschaft), Alexandros Lazaridis (Elektrotechnik, Politik), Jürgen Kolodinski (Bautechnik, Sonderpädagogik), Tobias Wolf (Kraftfahrzeugtechnik, Mathematik), und Stephanie Hüging (Körperpflege/Deutsch).

Ein besonderer Dank gilt dem Kursleiter Wolf Schröppe (Kunsthandwerker, Schmied, Pädagoge) für seine helfenden Hände, mit dessen Unterstützung jeder in der Lage war ein tolles, eigenes Messer herzustellen. Außerdem bedanken wir uns herzlich bei der Moorschmied-Familie und dem Landhotel Baumanns Hof für die köstliche Bewirtung und Unterbringung.

Die Fortsetzung dieser Teambildungsmaßnahme ist bereits geplant!